Der Navajeevan Freundeskreis ist ein gemeinnütziger Verein, der das indische Straßenkinder-Projekt Navajeevan in Vijayawada unterstützt.

Reis, Rikschas, Rituale
Meine Zeit bei Navajeevan Bala Bhavan (Oktober 2010 – Februar 2011)
Etwas mulmig ist mir schon, als nach 6 ½ Stunden der laute indische Zug endlich in den Bahnhof von Vijayawada einfährt. Doch kaum mache ich den ersten Schritt auf das Bahngleis, empfangen mich sofort zwei Volontäre aus Deutschland und der Schweiz – ich bin angekommen. Das erste, was ich über Navajeevan höre: "Du hast dir das beste Projekt herausgesucht". Nach ein paar Tagen kann ich diesen Satz blind unterschreiben.
Ich wohne mit elf anderen Volontären in einer eigenen Wohnung gegenüber vom Navajeevan Haupthaus. Die erste Woche ist voll von neuen Eindrücken, aber durchaus positiven. Mir werden alle Projekte gezeigt, ich lerne, mit den Fingern zu essen und mich indisch zu kleiden. Zur Panjabihose (weit geschnittenen Pluderhose) und dem Panjabi (passendes Oberteil) – entweder auf den Leib geschneidert oder gekauft – gehört auch der Chunni (Schal). Den Schal sollte man immer tragen, was anfangs etwas Übung erfordert, da er ständig herunterfällt, aber das wird mit der Zeit. Als ich im Urlaub zum ersten Mal wieder ein T-Shirt getragen habe, hat er mir sogar gefehlt. Die ersten fünf Wochen im Projekt arbeite ich zusammen mit einer anderen Volontärin in der Mädchenschule Sethu. Ich gebe Englisch- und Tanzunterrich, male, spiele und bastle mit den Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren. Ich merke, dass Mädchen immer noch einen ganz anderen Stellenwert als Jungen haben. Im Sethu waschen die Kinder ihre Wäsche selbst, helfen beim Kochen und Putzen. Jeder hat seine Aufgabe. Bei den Jungs, die im Mettu unterrichtet werden, werden alle diese Aufgaben extern erledigt. Durch den Bau des Mädchenheimes Balika hat sich die Situation nun allerdings verbessert: Mädchen und Jungs werden zusammen in allen Fächern unterrichtet. Als Hilfe für eine Studie zum Thema „Kinderrechte“ gesucht wurde, habe ich mich bereiterklärt und erfuhr vieles, meist erschreckendes, über das indische Rechtssystem. Nach meinem Urlaub habe ich noch zwei Wochen auf der Krankenstation ausgeholfen. Dort habe ich vor allem mit den schon wieder munteren Kindern gebastelt und gemalt – und mir Heidi auf Telugu angesehen.
Die Mitarbeiter von Navajeevan haben sich stets um uns Volontäre bemüht und so fühlte man sich bereits nach den ersten Tagen willkommen. Allen voran steht Father Koshy, seine Ruhe und Zufriedenheit haben mich genauso überrascht wie sein enger Terminplan. Doch nahm er sich immer Zeit für die jungen Gäste aus der ganzen Welt.
Nach vier Monaten hieß es, Abschied nehmen von Indien – und von den neu gewonnen Freunden bei Navajeevan. Doch es war bestimmt nicht mein letzter Besuch im Land der Vielfalt!
Sabrina Maier
Was Sabrina sonst noch alles während ihrer Zeit in Indien erlebt hat, kann man auf ihrem Blog www.sabrinasyatra.de.vu nachlesen.