Der Navajeevan Freundeskreis ist ein gemeinnütziger Verein, der das indische Straßenkinder-Projekt Navajeevan in Vijayawada unterstützt.

Aufstieg durch Bildung
73 x Zukunft – Das Collegeprojekt für junge Frauen in Indien 2016/17

Es gibt kein anderes Land auf der Welt, in dem so viele Menschen in Armut leben: In Indien stehen einer wachsenden und wohlhabenden Mittel- und Oberschicht circa 400 Millionen Menschen gegenüber, die mit weniger als umgerechnet 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, heißt es in einem Bericht der Bundesregierung. Von Löhnen unter dem Existenzminimum, aber auch von Arbeitslosigkeit und Ausbeutung sind Frauen besonders betroffen. Weit öfter als Männer können Frauen und Mädchen in Indien nicht lesen und schreiben. Der Arbeitsmarkt bleibt ihnen häufig verschlossen, weil sie für die Kinder zuständig und daher weniger flexibel sind. Der Entwicklungsbericht der Vereinten Nationen von 2013 stellt fest, dass lediglich ein Drittel aller Inderinnen einer bezahlten Tätigkeit nachgeht oder ein Einkommen erwirtschaftet. Bei den Männern sind es über 80 Prozent. Zudem werden Frauen viel häufiger unterbezahlt. Gegen diese Bildungsungerechtigkeit kämpft das indische Hilfsprojekt Navajeevan an, indem es jungen Frauen aus schwierigen Verhältnissen ein Studium ermöglicht. Dank der Unterstützung von 25.000 Euro durch die Hahn Air Foundation konnte im Studienjahr 2016/17 der College-Besuch von 72 Frauen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren finanziert werden.
Mahalakshmi studiert Statistik im dritten Jahr – und schreibt bisher nur gute Noten. Parimal will ihren Bachelor als Krankenschwester machen. Und Madhavi studiert Computer Science und möchte später in einer Bank arbeiten. Alle drei jungen Frauen stammen aus der Gegend um Vijayawada im südindischen Bundesstaat Andra Pradesh und hätten es unter normalen Umständen kaum aufs College geschafft, denn ihre Familien sind sehr arm. Dank der Unterstützung durch Navajeevan aber konnten sie ihren Schulabschluss machen. Und dank der Unterstützung durch die Hahn Air Foundation wird nun ihr Studium am College finanziert.
Auch das Studium der heute 20-jährigen Mahalakshmi. Ihre Mutter starb an Tuberkulose. Die neue Ehefrau des Vaters misshandelte das Mädchen, das schließlich bei einer Tante untergebracht wurde. Dann starb auch der Vater. Niemand fühlte sich mehr für Mahalakshmi verantwortlich, auch die Tante nicht. Sie wandte sich hilfesuchend an die Behörden, die das Mädchen bei Navajeevan unterbrachten. Mahalakshmi möchte später Wirtschaftsprüferin werden, daher hat sie sich für ein Statistikstudium entschieden. Das zweite Studienjahr hat sie mit der Note 84% abgeschlossen – ein sehr gutes Ergebnis.
Parimalas Vater war AIDS-infiziert. Um seine Medikamente zu bezahlen, musste die Familie das einzige Stück Land verkaufen, das sie besaß. Doch das Geld reichte nicht, und die Familie machte Schulden. 2002 starb der Vater. Mit im Haus lebten die Großmutter und fünf Schwestern und zwei Brüder. Die Mutter wurde von Schulden schier erdrückt, so dass sie die Mädchen zum Arbeiten schickte. Bis Navajeevan auf die Familie aufmerksam wurde und sie unterstütze. Auch drei Schwestern von Parimala gehen nun zur Schule. Paimala selbst studiert am Global College in Kanuru, einem Stadtteil von Vijayawada.
Ebenfalls finanziert durch die Hahn Air Foundation wird das Studium von Madhavi. Das Mädchen ist Halbwaise. Ihre Mutter starb an Herzversagen, ihr Vater leidet unter Lähmungsattacken und kann daher nicht arbeiten. Er schickte seine Tochter vom Land in die Großstadt Vijayawada, damit sie dort als Haushaltskraft Geld verdient. Diese Art der „Mädchenverschickung“ kommt in Indien häufig vor. Sie wird betrieben durch Vermittler, die damit Geld verdienen. Madhavi musste in dem Haushalt in Vijayawada mehr als 12 Stunden pro Tag arbeiten. Da Kinderarbeit in Indien offiziell verboten ist, wurde ihr Fall den Behörden gemeldet, die das Mädchen in die Obhut von Navajeevan gaben. Mittlerweile studiert sie Computer Science im zweiten Jahr.
Madhavi, Parimala und Mahalakshmi: Drei junge Frauen, deren Leben durch die Unterstützung der Hahn Air Foundation wahrscheinlich völlig anders verlaufen wird. Durch ihre Collegeausbildung werden sie bald Geld verdienen können und haben daher völlig andere Chancen und Möglichkeiten als ihre Eltern. Und können auch ihren eigenen Kindern ein anderes Leben bieten. Mit den 25.000 Euro für das akademische Jahr 2016/17 werden vor allem die Studiengebühren, Essen und Unterkunft und die Kleidung der jungen Frauen bezahlt. Auch das Gehalt des Koordinators und eines Buchhalters wird so finanziert.